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AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 18.09.2009


Sonderausstellungen und Kulturprogramm des Jüdischen Museums Berlin im September und Oktober 2009
Iella Peter

Das Jüdische Museum Berlin bietet seinen BesucherInnen ein vielfältiges Programm, Konzertreihen, Lesungen, Filmvorträge, Fotoausstellungen, Kunstausstellungen, Führungen, Konferenzen und ...




...Sonderausstellungen.

Koscher & Co. Ãœber Essen und Religion

Ab dem 9. Oktober 2009 bittet das Jüdische Museum mit "Koscher & Co. Über Essen und Religion" zu Tisch! Und der ist im Jüdischen Museum Berlin reich gedeckt: Die Ausstellung spannt den Bogen von den uralten Kulturen Mesopotamiens bis in die unmittelbare Gegenwart der jüdischen Küche. Die Kaschrut, das jüdische Speisegesetz, und alles, was mit Essen im Judentum bis zum heutigen Tag zu tun hat, wird thematisiert. Zugleich sucht sie den Vergleich mit anderen Weltreligionen, vor allem mit Christentum, Islam und Hinduismus. Dass Nahrungstabus, die Unterscheidung von "rein" und "unrein", Opferhandlungen, Tischsitten, Zeremonien, besondere Festtagsspeisen, religiöse Vorstellungen und Rituale das Verhältnis der Menschen zur Nahrung auch dort beeinflussen, wo sie sich dessen gar nicht bewusst sind, zeigt "Koscher & Co" in eindrucksvoller Weise. Und warum das Tafelfreude und Gaumenlust nicht schmälern muss, wird den BesucherInnen ebenfalls deutlich gemacht. Zu sehen sind antike Marmorstatuetten, prachtvoll illustrierte Handschriften vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit, opulente Stillleben, bei deren Anblick einem buchstäblich das Wasser im Munde zusammenläuft, aber auch Stahl- und Plastikgerätschaften aus der modernen koscheren Küche. Interaktive Medieninstallationen laden die BesucherInnen dazu ein, das eigene Wissen zu erproben.
Wann: 9. Oktober 2009 bis 7. Februar 2010
Wo: Altbau 1. OG
Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro


It must schwing. Blue Note - Fotografien von Francis Wolff und Jimmy Katz

Das legendäre Jazzlabel Blue Note Records wurde 1939 in New York von den jüdischen Emigranten Alfred Lion und Francis Wolff gegründet. Beide wuchsen in Berlin auf, waren schon früh leidenschaftliche Jazzfans und besaßen umfangreiche Plattensammlungen. Jazz war für sie nicht nur Musik, sondern ein Lebensgefühl und das Credo dazu: "It must schwing". Die Ausstellung zeigt Fotografien von Francis Wolff, der die Schallplattenaufnahmen mit seiner Kamera begleitete und eine einmalige Porträtgalerie herausragender Jazzmusiker schuf. Zu sehen sind unter anderem Porträts von John Coltrane, Art Blakey, Miles Davis, Dexter Gordon, Herbie Hancock, Thelonious Monk, Bud Powell, Sonny Rollins, Horace Silver und Jimmy Smith. Darüber hinaus dokumentieren Arbeiten von Jimmy Katz, der seit 1993 als Fotograf für Blue Note tätig ist, die jüngere Fotogeschichte des Jazzlabels.
Wann: 30. Oktober 2009 bis 7. Februar 2010
Wo: Eric F. Ross Gallery (EG Neubau)
Eintritt: mit dem Museumsticket (5 Euro, erm. 2,50 Euro)


Kabinettausstellung

"Ich will mir gern die Finger verbrennen. Der Journalist Theodor Wolff (1868-1943)"

Das Jüdische Museum und der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger würdigt mit der Ausstellung das Lebenswerk dieses beeindruckenden Journalisten. "Theodor Wolff ist einer der vielseitigsten und dabei tiefsten und stilvollsten politischen Journalisten Deutschlands", bewunderten Zeitgenossen den brillanten Leitartikler und legendären Chefredakteur des "Berliner Tageblatts". Als streitbarer Demokrat geriet Wolff schon früh ins Visier der Nationalsozialisten, deren Opfer er 1943 wurde. In seinem Gedenken stiftete der Verleger Axel Springer 1962 den "Theodor-Wolff-Preis" und mehr als 400 JournalistInnen wurden bis heute damit ausgezeichnet. Anlass der Ausstellung ist die Verleihung des "Theodor-Wolff-Preises" am 2. September 2009 in Berlin.
Wann: 2. September 2009 bis 31. Januar 2010
Wo: Rafael Roth Learning Center in der Dauerausstellung
Eintritt: mit dem Museumsticket (5 Euro, erm. 2,50 Euro)


Kulturprogramm

Paula-Salomon-Lindberg-Wettbewerb: "Das Lied"
Am 11. Oktober 2009 finden die Preisverleihung und das Abschlusskonzert mit den PreisträgerInnen statt. Der von Paula Salomon-Lindberg gestiftete internationale Liedwettbewerb wird seit 1989 alle zwei Jahre von der Universität der Künste Berlin durchgeführt. Die Stiefmutter Charlotte Salomons war in den 1930er Jahren eine international bekannte Altistin. Sie floh 1939 mit ihrem Mann vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam, wo beide nach einer Internierung im Konzentrationslager Westerbork den Krieg versteckt überlebten. Danach war sie als Gesangspädagogin tätig und begleitete bis zu ihrem Tod aktiv den Wettbewerb, der sich sowohl klassisch-romantischen als auch modernen Kunstliedern widmet.
Wann: Sonntag, 11. Oktober um 20 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt frei

Walther Rathenaus Leben: Text und Kontext

Wie rekonstruiert man als Biograf einen Kontext, der am besten die Texte des Protagonisten erklärt? Eine Frage, die im Rahmen des Vortrags von Shula Volkov, in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Institut, geklärt wird. Denn im Falle Walther Rathenaus, der in den verschiedensten Kreisen verkehrte und an mehreren Fronten agierte, ist dies ein besonders schwieriger Sachverhalt. Sollte man eher sein spezifisch jüdisches oder sein allgemein deutsches soziales Milieu in den Mittelpunkt stellen? Sollten wir seine beruflichen oder seine intellektuellen Tätigkeiten hervorheben, und wie können wir seine Politik erklären? War er ein einzigartiger Individualist oder doch ein Paradigma einer Ära?
Wann: Donnerstag, 15. Oktober um 20 Uhr
Wo: Bildungsraum 1. OG
Eintritt frei

Konferenz: Transit und Transformation. Osteuropäisch-jüdische MigrantInnen in Berlin 1918-1939

Seit Ende des 19. Jahrhunderts war Berlin für Juden aus Osteuropa Zuflucht und Zwischenstation. Scheunenviertel und Charlottenburg bildeten Lebensmittelpunkte der MigrantInnen, die die deutsche Hauptstadt zu einem Zentrum jüdischer Kultur machten und zugleich Teil der multikulturellen Stadtlandschaft waren. Ihre Erfahrungen, Weltwahrnehmungen und Überlebensstrategien in der Großstadt stehen im Mittelpunkt der Konferenz. Die Konferenz wird simultan deutsch, englisch und russisch übersetzt. Eine Konferenz des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin und der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts.
Eröffnung: Sonnabend, 17. Oktober um 19 Uhr
Centrum Judaicum
Oranienburger Str. 28/30
10117 Berlin-Mitte
Konferenz im Jüdischen Museum Berlin:
Wann: Sonntag, 18. Oktober, und Montag, 19. Oktober von 9 bis 18 Uhr
Wo: Großer Saal 2. OG
Eintritt frei (Verpflegung optional gegen einen Unkostenbeitrag von 15 EUR, erm. 7,50 EUR)
Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 030 - 25993 353 oder konferenz@jmberlin.de
Weitere Informationen und das Konferenzprogramm finden Sie unter: www.charlottengrad-scheunenviertel.de

Gabriel Heim: "Transit Berlin - heimatlose Juden in der Stunde Null"

Filmpreview und Gespräch mit ZeitzeugInnen und Regisseur. Das zerstörte Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit war ein bedeutender Flucht- und Sammelort der überlebenden Juden Osteuropas. Ab Anfang 1946 gelangten täglich über 200 Heimatlose, sogenannte DPs, "illegal" in die Westsektoren der Stadt. Die schnell von den Besatzungsmächten errichteten Transitlager entwickelten sich in kurzer Zeit zu jüdischen Schteteln mit Schulen, Theatertruppen und zionistischen Gruppierungen jeder Couleur. Bis zur Auflösung im Sommer 1948 durchliefen über 120.000 Menschen die drei DP-Lager Berlins. Diese kurze, aber bedeutende Epoche ostjüdischen Lebens inmitten der noch traumatisierten Deutschen ist völlig in Vergessenheit geraten. Der Filmautor Gabriel Heim lässt diese Vergangenheit in einem packenden Film wieder aufleben: mit ZeitzeugInnen, historischem Filmmaterial und vielfältigen fotografischen Dokumenten.
Sendetermin im "rbb": 5.11. um 22.35 Uhr
Wann: Montag, 19. Oktober um 19.30 Uhr Wo: Glashof EG
Eintritt frei

Buchpräsentation: Daniel Jonah Goldhagen - "Schlimmer als Krieg. Wie Völkermord entsteht und wie er zu verhindern ist

Immer wieder steht die Weltöffentlichkeit fassungslos vor brutalen Gewaltausbrüchen. Der amerikanische Politologe Daniel Goldhagen, der vor allem mit seinem Bestseller "Hitlers willige Vollstrecker" Furore machte, geht in seinem neuen Buch der Frage nach, wie derartige Konflikte entstehen und was Menschen dazu bringt, ihre Nachbarn zu töten. Wie beginnt das Morden? Und wie hört es wieder auf? Warum sehen wir meist tatenlos zu, wenn irgendwo ein Völkermord stattfindet und was können wir dagegen tun?
Wann: Montag, 26. Oktober um 19.30 Uhr
Wo: Großer Saal 2. OG
Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro
Kartenreservierung bei der " Literaturhandlung" unter Fon: 030 - 88 24 250

Buchpräsentation: Uta Gerhardt und Thomas Karlauf – "Nie mehr zurück in dieses Land"

70 Jahre nach der Pogromnacht 1938 wurden erschütternde, unmittelbar nach dem brutalen Geschehen aufgeschriebene AugenzeugInnenberichte gefunden. Der Harvard-Soziologe Edward Hartshorne hatte diese 1939 unter deutschen EmigrantInnen gesammelt, aber nie veröffentlicht. Eine vergleichbar authentische Schilderung des Nazi-Terrors gegen die jüdischen Mitbürger in Deutschland und Österreich gibt es nicht. Jetzt wurden die Soziologin Uta Gerhardt und der Publizist Thomas Karlauf auf sie aufmerksam. Das Buch enthält die von Hartshorne ausgewählten Texte, sorgfältig editiert und kommentiert, mit einem Vorwort von Saul Friedländer.
Wann: Mittwoch, 28. Oktober um 19.30 Uhr
Wo: Auditorium EG
Eintritt frei

Jüdisches Museum Berlin
Zwei Jahrtausende Deutsch-Jüdische Geschichte

Lindenstraße 9 – 14
10969 Berlin
Weitere Informationen finden Sie unter: www.jmberlin.de



Jüdisches Leben

Beitrag vom 18.09.2009

AVIVA-Redaktion